Interview: Reflexion über Anfänge, Loslassen und Zuversicht

Im Interview mit dem Journalisten Torsten Haak nehme ich dich mit zu meinen Anfängen, ich teile, was mich aktuell bewegt, wie meine Bücher entstehen und was als Nächstes kommt. 

***

(1) Dein erster magischer Moment – Könntest Du uns erzählen, wie es sich angefühlt hat, als Du mit elf Jahren Deine ersten Zeilen auf einer alten Schreibmaschine getippt hast?

Es war ein erhabenes Gefühl! Das erste Mal, dass ich mir meiner Schaffenskraft bewußt wurde.

Heute weiß man, dass es ein sogenannter Flow-Zustand ist, wenn das Gefühl für Raum und Zeit verschwindet und etwas Großes geschaffen wird. Kreativität ohne ein Zutun, ohne ein Wollen, einfach loslassen und schauen was kommt. Annehmen und in seiner bedingten Vergänglichkeit durchschauen – das ist mir allerdings erst viel später gelungen als mit 11 🙂

(2) Was hat Dich persönlich dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben, und warum hast Du Nepal als Handlungsort gewählt?

Ich habe zwei Jahre in Nepal gelebt eines Abends lief ich durch die Gässchen meines Viertels in Baluwatar und plötzlich hatte ich die Idee von einer Frau im Kopf, die für eine NGO arbeitet und ihre Geschichte erzählt haben will.

(3) Würdest Du sagen, dass „Das Herz des Leoparden“ eine tiefere Botschaft über menschliche Widerstandskraft und die Fähigkeit zur Veränderung vermittelt?

Das ist jedenfalls mein Wunsch. Es ist eine universelle Botschaft. Ich wünsche mir, dass die Botschaft rüberkommt, dass es tatsächlich möglich ist Schmerz in Jubel zu verwandeln und dabei ein offenes Herz zu haben, sich nicht für das Leben zu verschließen, sondern loslassen und Neues zu erschaffen.

(4) Das Buch behandelt auch Korruption und Machtstrukturen. Wie hast Du Dich auf diese Thematik vorbereitet, um sie authentisch und zugleich respektvoll darzustellen?

In jedem Gespräch mit den Einheimischen, also mit den Nepalis, die ich kennenlernen durfte, kam immer wieder das Thema Korruption auf. Sie lenkten selbst das Gespräch in die Richtung, weil sie darunter leiden. Ich hörte mit offenem Herzen zu und sie fragten mich wie es wohl bei uns wäre. Natürlich wissen wir alle, dass Korruption überall dort stattfindet, wo macht im Spiel ist. Meine Beobachtungen fließen in die Story mit ein, was aber immer auch ein Plädoyer für die grundehrlichen Nepalis ist, die ich kenne.

(5) Inwiefern hat Deine eigene Reise die Figur der Margo inspiriert, und was macht sie für Dich besonders?

Margos Figur hat tatsächlich einige Facetten, die meine eigenen Erfahrungen widerspiegeln. Es gibt ein paar Szenen in dem Buch – oder in meinen Büchern – die haben sich wirklich so abgespielt, andere hingegen habe ich so verwandelt wie es mir gefällt, à la Pippi Langstrumpf „ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt“ und viele andere sind einfach im Flow entstanden. 

(6) Schmerz in Jubel verwandeln – In Deinen Büchern setzt Du Dich mit Verlusten auseinander. Wie hat das Schreiben Dir geholfen, diese Erlebnisse zu verarbeiten?

Als ich am Schreibtisch saß und die Gefühle, die ich damals erlebt habe, Margo angedeihen ließ, durchlebte ich es beim Schreiben wieder. Ich fühlte mich noch einmal bewusst in das Erleben zurück, das ist tatsächlich eine Katharsis, insofern hat mir das Schreiben dabei geholfen, mich dem Schmerz zu stellen und abzuschließen. „Loslassen ist das Zauberwort“, sagen die Buddhisten.  

(7) Einsatz in Krisengebieten – Deine Reisen und Hilfsprojekte prägen Deinen Roman. Gab es eine Begegnung, die Dich besonders berührt oder verändert hat?

In Nepal hat mich tief beeindruckt, dass die Menschen ihr Lächeln nie verloren haben. Nach dem Erdbeben hatten Menschen buchstäblich alles verloren aber die Humanität – ja ein großes Wort – aber die Menschlichkeit behalten und Freundlichkeit. Wirklich beeindruckend und sehr positiv, das hat mich tief beeindruckt und demütig gemacht

Vor allem auch aus meiner Zeit in Indonesien vor fast 20 Jahren hat mich auch geprägt. Aus der Zeit habe ich meine Nias family, sie inspirierte mich zu meinem ersten Roman „Im Schatten der Welle“.

(8) Hoffnung als Botschaft – Soziale Gerechtigkeit und Wiederaufbau nach Katastrophen sind ebenso zentrale Themen Deines Buches. Was möchtest Du Deinen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben – besonders jenen, die selbst eine schwere Zeit durchmachen?

Manchmal erleben wir Situationen, die sich anfühlen, als hätte sich die ganze Welt gegen dich verschworen. Dann fällt es mir schwer meinem Stern zu folgen, weil in meinem Kopf so ein schwerer Nebel voller Gedanken mich von meiner Mission abbringt. Aber indem ich mir bewusst mache, dass alles vergänglich, die schönen Momente wie die schlechten Momente, daran schöpfe ich wieder Hoffnung. Und in dem Moment ist wieder alles gut und alles geht von vorne los.

Ich möchte meinen Leserinnen und Lesern die Zuversicht schenken, die ich selbst manchmal gebraucht hätte in solch einer Situation. Inzwischen weiß ich, dass es immer irgendwo einen Hoffnungsschimmer gibt, wenn du bereit bist ihn zu finden.

(9) Zukunft – Was können Deine Leser von Deinen zukünftigen Projekten erwarten? Wirst Du Dich weiterhin mit sozialen und kulturellen Themen befassen, oder gibt es neue Richtungen, die Du erkunden möchtest?

Im Moment ist es so, dass ich mit einem Roman bereits begonnen habe, aber zugleich ist mir jetzt bei meinem letzten Aufenthalt in Indonesien, wo ich 4 Wochen verbracht habe, eine neue wunderschöne Story eingefallen – und aktuell beschäftige ich mich mit dem Abschiednehmen von meinem Vater und darüber schreibe ich jetzt. Welches davon mein neuer Roman wird, wird mein Herz erst noch entscheiden.

Herzlichen Dank für die Fragen, lieber Torsten! Und herzlichen Dank für die Einladung zur Lesung. Ich komme gerne im Herbst wieder.

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Wie es gelingt, Schmerz in Jubel zu verwandeln, habe ich nach einem Schicksalsschlag selbst erlebt. Meine Erfahrungen möchte ich mit anderen teilen, um positive Energie zu verbreiten und anderen Hoffnung zu schenken.

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