Aus der Depression heraus preisgekrönte Bücher zu schreiben, das ist meiner Kollegin Franziska Szmania gelungen.
Das ist ihre Geschichte:
Ich glaube, ich bin eine der typischen Schriftstellerinnen, die sagen können, sie haben schon ihr Leben lang Geschichten geschrieben. Aber tatsächlich haben die Lehrer das nicht so gesehen. Ich war immer diejenige, die sehr schlechte Noten in Deutsch hatte, die Aufsätze waren mehr Rot am Ende als Blau. Das kann man sich vorstellen, wenn man das über Jahre immer zurückgemeldet bekommt, dass man nicht gut schreiben kann, obwohl Schreiben genau das ist, was einen erfüllt, dann macht das was mit einem. Ich habe deswegen jahrzehntelang nur für mich geschrieben, meine Gefühle in Gedichten ausgedrückt und nie jemandem etwas zum Lesen gegeben außer meiner Oma, die mein größter Fan war. Irgendwann kommt das Leben rein, man muss sich einen Beruf suchen, der auch Geld bringen soll und in meinen Kopf war der Samen gepflanzt, dass ich nicht wirklich gut schreiben kann. Der Traum, den ich mal als Kind hatte, Schriftstellerin zu werden, war nicht mehr präsent.
Ein Traum führte zur Heilung
2014 bin ich an Depressionen erkrankt. Meine Familie und ich sind deswegen wieder zurück von Trier nach Berlin gezogen, was sehr, sehr heilsam war und ich habe dann auch tatsächlich gedacht, jetzt habe ich diese dunkle Phase überwunden. Aber 2018 musste ich erneut feststellen, obwohl alles um mich herum hell war, war innen die Dunkelheit wieder da. Das hat mich sehr überrascht, weil ich nicht verstanden habe, warum es mir auch immer wieder schlechter ging und warum die Angst wieder kam. Die Erleuchtung kam Ende 2018 in den Raunächten, als ich mich an meinen Traum erinnerte und daran, was ich früher als Jugendliche tat, wenn es mir schlecht ging: Ich habe geschrieben. Und dann habe ich wieder angefangen zu schreiben.
Zuerst „EVA – Herrschaft“, eine feministische Dystopie. Ich glaube, das was ich durch meine Depression gefühlt und erlebt habe, kann man darin sehr gut lesen und es hat mir auch geholfen, wieder aus der Depression herauszukommen. Es wurde ausgezeichnet mit dem 3. Platz des Tolino media Newcomer Preis 2021.
Das Schreiben hilft mir immer noch, der Angststörung zu begegnen. Meine Depressionen habe ich auch nochmal in „Flora“ verarbeitet, mit dem Thema, dass man nur überleben kann, wenn man seine Gefühle unterdrückt. Der Preis hat mir gezeigt, dass ich mir erlauben darf, das zu tun was mich glücklich macht, unabhängig dessen, was Lehrer behaupten.
Andie: Und es ist ein perfektes Beispiel dafür, dass man wirklich auf seine innere Stimme hören darf. Depressionen sind ja ein schweres Thema, zum Glück ist es kein Tabu-Thema mehr. Wir wollen alle Menschen, die das bei sich auch feststellen, ermutigen: glaubt an Euch!
Franziska: Wenn ihr an Depressionen oder Angststörungen leidet, holt euch Hilfe! Ich war auch in Therapie und habe Medikamente genommen. Ich bin da nicht alleine rausgekommen, ich habe mir Hilfe geholt.
Andie: Genau. Ich habe ja meinen Bruder an die Depression verloren, also ist es mir ein persönliches Anliegen, dies zu betonen: holt Euch Hilfe! Natürlich ist das etwas, das schlummert in einem, das wird man niemals ganz los, aber zumindest kann man dann irgendwann tatsächlich ein „normales Leben“ führen. Glaubt an euch!
Danke für deine Geschichte, liebe Franziska! 🙏🏽🤍